Energie: Stromversorgungslage im Winter angespannt, aber nicht gravierend gefährdet

Bern, 02.11.2022 - Die Stromversorgungssicherheit der Schweiz im Winter 2022/23 ist nicht gravierend gefährdet, dennoch können Versorgungsengpässe nicht ausgeschlossen werden. Das ist das Fazit einer Studie, die der Bundesrat an seiner Sitzung vom 2. November 2022 zur Kenntnis genommen hat. Sie wurde im Auftrag des Bundesamts für Energie und in Begleitung der Elektrizitätskommission (ElCom) und des Bundesamts für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) erstellt. Darin wurden verschiedene Szenarien mit unterschiedlichen Verfügbarkeiten von Gas und Kernkraftwerken untersucht und simuliert. Es wurden auch Kombinationen von meteorologischen Bedingungen und Kraftwerksausfällen durchgespielt und die Wahrscheinlichkeit von Engpässen berechnet. Aus den Resultaten geht hervor, dass die vom Bundesrat beschlossenen Massnahmen einen signifikanten Beitrag zur Energieversorgung im Winter leisten.

Die Studie zeigt: Mit den vom Bundesrat eingeleiteten Massnahmen kann der Energieverbrauch in den wahrscheinlichsten Szenarien gedeckt werden. Mit einer Wasserkraftreserve kann Energie in die kritische Zeit am Ende des Winters verschoben werden. Die Bereitstellung eines temporären Reservekraftwerks in Birr (AG) und weitere Reservekraftwerke und Notstromgruppen können die allenfalls fehlende Energie zusätzlich ins System bringen. Die weiteren Massnahmen wie die Erhöhung der Kapazitäten im Übertragungsnetz, der Rettungsschirm für systemkritische Stromunternehmen und die temporäre Reduktion der Restwasserabgabe stärken die Winterversorgung zusätzlich. Auch die Verbrauchsreduktionen von Wirtschaft und Gesellschaft leisten einen wichtigen Beitrag.

Bei Studien zur Versorgungssicherheit, sogenannten System Adequacy Studien, wird mit probabilistischen Methoden das Zusammenspiel von Kraftwerkskapazitäten, Stromverbrauch und dem Stromnetz im In- und Ausland, bzw. von Stromimporten und -exporten untersucht. In verschiedenen Szenarien werden Wahrscheinlichkeit und Ausmass von möglichen Engpässen berechnet.

Für die neue Studie wurden die Daten und die Methodik des Verbands Europäischer Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) gebraucht, analog zum Winterausblick (Winter Outlook 2022/2023). Berücksichtigt wurden zudem die bis Ende Juli 2022 von den EU-Ländern getroffenen Entscheide, beispielsweise die Rückführung von deutschen Kohlekraftwerken von der Reserve in den Markt oder die Verlängerung der Laufzeiten belgischer Kernkraftwerke. Nicht berücksichtigt wurden spätere Entscheidungen wie die Sparaufrufe, Massnahmen gegen hohe Energiepreise in der EU oder der Weiterbetrieb von drei deutschen Kernkraftwerken bis Frühling 2023.