Gute Selektion als Grundlage des Erfolgs

Lehrbetrieben stehen verschiedene Hilfsmittel für die Selektion von Lernenden zur Verfügung. Dazu gehören Merkblätter, Checklisten und Eignungsprofile.

Im Weiteren steht den Lehrbetrieben auch ein Eignungstest zur Verfügung. Neben dem Eignungstest von EIT.swiss wurde in Zusammenarbeit mit dem Verein Basic-Check eine schulisch ausgerichtete Eignungsabklärung entwickelt. Die Tests sind berufsneutral.Bei der Interpretation der Ergebnisse von Eignungstests darf nicht vergessen werden, dass diese nur Momentaufnahmen sind. Im Selektionsprozess sind sie nur ein Element von vielen.

Was Jugendliche an Lehrstelleninseraten anspricht

Um herauszufinden, welche Lehrstelleninserate besonders gut ankommen, hat die Firma Neumann Zanetti & Partner im Februar 2023 Workshops mit zehn Jugendlichen durchgeführt. Die Jugendlichen haben Lehrstelleninserate aus verschiedenen Branchen bewertet.

Gestaltung

Passende Fotos

Passende Fotos (bitte direkt aus dem Berufsleben) werden sehr geschätzt. Den Jugendlichen fällt stets auf, ob Fotos aus einer Datenbank gekauft sind, oder ob sie das Berufsleben, um welches es geht, wirklich zeigen, bestenfalls in der richtigen Umgebung.

Den Beruf präsentieren

Los geht’s bei der Berufsbezeichnung. Die wünschen sich die Jugendlichen als Titel, als Eyecatcher, der das Inserat bestimmt. Genau gleich wichtig ist es, dass der Arbeitsalltag im Beruf und im Unternehmen angesprochen oder gezeigt wird.

Die allgemeinen Informationen zum Unternehmen werden als weniger wichtig wahrgenommen (verglichen mit den Informationen zur beruflichen Tätigkeit).

Die Texte zu den Unternehmen wirken auf die Jugendlichen auffallend oft schwerfällig bzw. schwer verständlich.

Digitale Elemente

QR-Codes, Videos und Verlinkungen in sozialen Medien zeigen Wirkung. Sie animieren, sie sind ein Zeichen für eine moderne Umgebung und wecken Neugier. Jugendliche lassen sich gerne auf die Website einer Firma führen, um dort tiefer einzutauchen

Teaser-Inserate

Teaser-Inserate, welche auf verschiedene Lehrstellen eines Unternehmens hinweisen, kommen sehr gut an. Sie sind meistens kurz und übersichtlich aufgebaut, präsentieren die Besonderheiten prägnant und führen dann zu weiterführenden Seiten. Das ist ein Stil, der die Jugendlichen mehrheitlich anspricht.

Ansprechpersonen

Eindeutige Kontaktpersonen mit Kontaktdaten und Bewerbungshinweisen werden von den Jugendlichen geschätzt. Im Vergleich zu teilweise anonymen Kontaktdaten (schreibe an: Team@Firma.ch) kommt das deutlich besser an. Die meisten Jugendlichen wünschen sich eine Ansprechperson, die den ganzen Bewerbungsprozess begleitet.

Kurze Texte und zugängige Sprache

Alles in allem schneiden kurze Texte besser ab als sehr lange, ausführliche Inserate-Texte. Am besten in einer Sprache geschrieben, die zugängig wirkt und die keine Barrieren aufbaut. Einige Inserate trafen den Ton gut, andere wirkten steif und unpassend. Als positiv empfinden die Jugendlichen, wenn in den Inseraten Links oder Hinweise zu ausführlichen Informationen führen, die sie dann bei Interesse anklicken.

Rechtschreibfehler

Rechtschreibfehler in Inseraten finden die Jugendlichen «ganz schwach», sie interpretieren es nahezu als respektlos bzw. sie interpretieren es so, als ob die Inserate für eine Firma nicht wichtig genug seien.

Kleingedruckte Texte

Wer glaubt, nur Senioren lesen klein gedruckte Texte nicht so gern, irrt. Es nervt auch Jugendliche, wenn die Schriftgrösse sehr klein gewählt wird, um noch ausführlichere Texte zu platzieren. 

Trocken, ernst, fad

Inserate, welche die Jugendlichen als zu «ernst», nicht kreativ, trocken oder fad einstufen, schneiden in der Bewertung schlechter ab als andere. Fehlende Fotos oder 08-15-Fotos verstärken diesen Eindruck, aber auch die Aufmachung, bei der die Jugendlichen relativ oft den Kopf schütteln. Es braucht keine eigens entworfene Comic-Figur, die die Jugendlichen anspricht – aber wenn Inserate kein bisschen attraktiv daherkommen, wirkt es veraltet.

Inhalte

Testimonials

Wenn Lernende, die derzeit eine Lehre absolvieren, befragt werden oder ein Interview bzw. einen Einblick in ihren Alltag geben, kommt das bei Jugendlichen sehr gut an.

Team Spirit

Mit wem arbeite ich zusammen? Wer und wie sind die Kollegen? Ist Team Spirit und Kommunikation wichtig? Informationen zu diesen Themen empfinden Jugendliche als Mehrwert. In einzelnen Inseraten wird das Team, mit dem man arbeiten wird, gezeigt: das gibt Pluspunkte.

Sehr wichtig sind die konkreten Ansprechpartner, wenn die Lehre erst einmal läuft. Wer sind die Berufsbildnerinnen und Berufsbildner, wie arbeitet man mit anderen Lernenden und anderen Abteilungen zusammen?

Vorteile aufzählen

Natürlich interessiert die Jugendlichen, welche Vorteile ein Arbeitgeber bietet. Weil sie denken, dass solche Vorteile (z.B. Vergünstigungen, besondere Weiterbildungen, …) für Lernende noch mehr bedeuten als dies bei langjährigen Mitarbeitern der Fall ist.

Ausblick

Gute Informationen zu möglichen weiteren Wegen im Beruf sowie im Unternehmen machen neugierig. Klar, diese «ferne» Zukunft liegt für die Jugendlichen noch recht weit weg, aber es beeindruckt sie, wenn sie sehen, dass ein Unternehmen für nach der Lehre konkrete Entwicklungswege vorstellt.

Was wird verlangt?

Es ist den Jugendlichen wichtig, zu verstehen, was verlangt wird. Diese Aspekte haben eine grosse Bedeutung und wenn diese  Kommunikation gelingt, fühlen sich Jugendliche, die der Job interessiert, gut angesprochen. Die ganz langen Listen von Erwartungen schrecken an der Stelle ab, es ist besser, eine Auswahl zu treffen.

Du oder Sie?

Jugendliche bevorzugen das «Du», aber sie geben an, dass «Du oder Sie» sei für ihre Beurteilungen von Lehrstellen-Inseraten nicht allzu relevant. Allerdings haben die in Sie-Form geschriebenen Inserate bei der sprachlichen Bewertung schlechter abgeschnitten als jene in Du-Form. Das lag nicht zwingend am «Sie», sondern daran, dass die Inserate nicht zielgruppengerecht geschrieben wirkten.

ÖV oder nicht?

Der öffentliche Verkehr ist für Jugendliche sehr, sehr wichtig. Sie schätzen deshalb gute Informationen zur ÖV-Anbindung viel mehr als Hinweise zu Parkplätzen.

Auf Schulnoten mit dem Zeigefinger hinweisen

Das relativ direkte Hinweisen auf gute Noten in bestimmten Fächern, stört die Jugendlichen teilweise – mit der Argumentation, dass das Sozialverhalten heute doch vielfach wichtiger sein sollte.

«Das erwarten wir!»

Die Anforderungen, die Firmen stellen, sind für die Jugendlichen von grosser Wichtigkeit. Wenn diese Anforderungen einen Lehrstellenbeschrieb gleich zu Beginn dominieren, empfinden die Jugendlichen dies als weniger positiv (im im Vergleich dazu, wenn diese Erwartungen später folgen).